Das Sakrament der Weihe

In der Kirche wird immer wieder vom "gemeinsamen Priestertum" gesprochen. So heißt es im Katechismus: "Die ganze Kirche ist ein priesterliches Volk. Dank der Taufe nehmen alle Gläubige am Priestertum Christi teil. Diese Teilnahme nennt man gemeinsames Priestertum der Gläubigen." Dieses Priestertum wird im 2. Petrusbrief begründet wo es heißt: "Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen." Auch wenn uns die Sprache dieses Textes heute etwas eigenartig vorkommt, so ist doch klar erkennbar, dass alle Christen zu einer gemeinsamen Priesterschaft berufen sind wobei man unter Priester Menschen versteht, die Opfer darbringen. Zur Zeit der Griechen und Römer handelte es sich um Tieropfer für die Götter. Im Christentum waren immer "geistige Opfer" gemeint. Somit sind alle Getauften eingeladen, Opfer darzubringen. Davon zu unterscheiden ist der geweihte Amtspriester. Er soll im Namen und in der Person Christi, des Hauptes der Kirche, inmitten der Gemeinde dienen. Er ist der Vorsteher der Messe und bringt gleichsam im Namen Christi dessen Opfer unblutig am Altar (=Opferstein) dar.

Aber nicht nur Priester werden zu einem Amt geweiht. Heute gibt es die Weihe zum Diakon, die Weihe zum Priester und schließlich die Weihe zum Bischof. Der Papst wird übrigens nicht geweiht, sondern gewählt und ist, kircherechtlich gesehen, der Bischof von Rom.

In der Urkirche gab es Älteste (=Presbyter; vergleichbar mit den heutigen Priestern), Episkopos (=Bischöfe) und Diakonos (=Diakone). Erst um 150 nach Christus wurde daraus ein Amt mit drei verschiedenen Ausformungen. Der Diakonat verlor ab dem 5. Jahrhundert seine Bedeutung und wurde nur mehr als Vorstufe zum Priestertum gesehen. So wurde und wird jeder Priester ca. ein Jahr vor seiner Priesterweihe auch zum Diakon geweiht. Beim Konzil von Trient (1563) führte man den so genannten Ständigen Diakon wieder offiziell ein. Aber erst nach dem 2. Vatikanischen Konzil (1964 Proklamation der Konstitution Lumen Gentium) wurden "Ständige Diakone" in den verschiedenen Diözesen wieder geweiht. Das sind nun jene Diakone, die nach ihrer Diakonatsweihe Diakon bleiben und nicht Priester werden.

Somit kennt die katholische Kirche derzeit drei Stufen des Sakramentes der Weihe: zwei Stufen der amtlichen Teilhabe am Priestertum Christi - den Episkopat (Bischöfe) und den Presbyterat (Priester). Die dritte Stufe, die Diakone empfangen die Weihe und bekommen das Amt übertragen, um Aufgaben im Dienste der Kirche zu versehen. Somit empfängt der Bischof die Fülle des Weihesakramentes, der Priester ist in der priesterlichen Würde mit dem Bischof verbunden. Der Diakon hat die Aufgabe dem Bischof zu helfen und zu dienen. Konkret bedeutet dies, dass der Bischof die Leitung einer Diözese übernimmt - in Österreich entspricht das ungefähr einem Bundesland. Er setzt dann Priester als Pfarrer zur Leitung einer Pfarre ein. Diesen Pfarrern kann er Kapläne, die auch Priester sind als Helfer zuteilen. Natürlich sind Priester auch in anderen Bereichen zum Beispiel der Krankenhausseelsorge eingesetzt. Die Diakone werden vom Bischof meist in die Pfarren als Helfer der Priester entsandt.

Wesentlich bei allen Stufen der Weihe ist die Handauflegung und das Weihegebet. Es heißt schon in der Apostelgeschichte: "Sie beteten alle und legten ihnen die Hände auf". (Apg 6,6) Zur Handauflegung beten alle in Stille, das Weihegebet trägt der Bischof vor, die anderen Mitfeiernden bestätigen es durch ihr "Amen". Außerdem werden die liturgischen Gewänder und die Amtszeichen (=Insignien) überreicht; bei der Bischofs- und Priesterweihe erfolgt zusätzlich noch eine Salbung. Die anschließende Eucharistiefeier zeigt die Verbindung der Weihe mit der Quelle und dem Höhepunkt des christlichen Lebens. Priester werden geweiht, um bei der Messe dem Volk zu dienen. Sie sind die Vorsteher der Messe.